Ein Erlebnisbericht von Theresa Krücker
Vom 07.05. bis 15.05.2024 nahm Theresa an der MINT-Expedition zu den Azoren, organisiert von Master MINT, teil. In diesen acht Tagen beschäftigte sich das 27-köpfige Expeditionsteam intensiv mit den Themen Wal- und Delfinforschung und der Einstellung der Insulaner der Insel Pico zum Walfang.
Gestartet sind wir in Heidelberg zu einem Kennenlernen. Dann ging es um drei Uhr Nachts Richtung Frankfurter Flughafen, um von dort aus nach Lissabon zu fliegen. Nach einem 6 1/2 stündigen Aufenthalt ging es weiter zu der Azoreninsel Faial. Der Transfer von Faial zu der Insel Pico war direkt ein Erlebnis, denn der Transfer erfolgte mit Schnellbooten, wobei unser Gepäck auf einem größeren Schiff hinterher transportiert wurde.
Der 09.05. startete mit einem traditionellen portugiesischen Frühstück im Hotel. Danach machten wir eine kleine Entdeckungstour durch die Stadt und gingen dabei auch in das Walfangmuseum Museudos Baleeiros, das in dem ehemaligen Bootsschuppen eingerichtet wurde. In diesem lernten wir viel über die Kultur der Azoren und wie sie mit den großen Meeressäugern verbunden ist. Durch die Abgelegenheit der Azoren war der Walfang für ca. 200 Jahre ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für die Bevölkerung, die ihren Lebensunterhalt hart erarbeiten mussten. Wenn der Spotter von der Küste aus einen Pottwal entdeckte, schickte er ein Lichtsignal, sodass die Bauern, Fischer und Handwerker alles stehen und liegen ließen. Mit hölzernen Ruderbooten machten sie sich auf dem Weg, die Wale bis zuletzt auf die herkömmliche Art mit Harpunen und Lanzen zu erlegen. Verstörende Bilder bestärkten uns darin, uns weiter dafür einzusetzen, diese wunderschönen Tiere zu schützen. 1987 wurde der letzte Wal auf Pico gefangen.
Um 13:45 Uhr ging es dann los zum Whale Watching Center, wo wir eine kurze Einführung über die hier lebenden Wal- und Delfinarten bekamen. Mit Regenjacken, Regenhosen und Schwimmwesten ausgestattet ging es auf das Boot. Das schnelle Tempo des Boots verlieh der Fahrt ein Gefühl von Achterbahnfahren auf der Geraden. Nach kurzer Fahrt sichteten wir schon die ersten Tiere – atlantische große Tümmler. Nach der Sichtung fuhren wir weiter von Pico weg, sodass wir die Insel São Jorge sehen konnten. Dort beobachteten wir den Blas eines Pottwals, sowie dessen Fluke. An zwei weiteren Orten sahen wir erneut den Blas von Pottwalen, bevor wir uns entlang der Küste Picos auf den Rückweg machten. Anschließend konnten wir uns dank der warmen Temperaturen noch im Naturschwimmbad abkühlen.
Der 10.05. begann mit unserer zweiten Ausfahrt mit den Schnellbooten. Insgesamt haben wir vier Pottwale gesichtet und kamen an einer Schule von Rundkopfdelfinen vorbei. Die Delfine schwommen ungefähr vier bis fünf Meter am Boot vorbei. An ihrer hellgrauen bis silbernen Färbung konnten wir erkennen, dass es sich um Jungtiere handelte. Die Pottwale konnten wir nur aus der Ferne betrachten. Nach drei erfolgreichen Stunden gingen wir wieder von Bord. Nach der Mittagspause sind wir auf ein Hochplateau am Kratersee Lagoa de Capitão (Captain’s Lake) gefahren. Von dort aus sind wir auf der Südseite der Insel nach São Roquede Pico abgestiegen. Es war spannend, zu sehen, wie sich die Vegetation immer weiter verändert hat, je näher wir dem Meeresspiegel kamen.
Der 11.05. begann für mich schon um 5:30 Uhr, denn eine kleine Gruppe von 9 Personen machte sich auf den Weg, um den Sonnenaufgang am Sunrise Beach, dem östlichsten Punkt von Pico, zu bestaunen. Nach dem Frühstück ging es dann um 8:45 zur ersten Bootsausfahrt für den Tag. Wir konnten eine Dreiergruppe und zwei einzelne Pottwale beobachten, welche an der Oberfläche eine Pause vor ihrem nächsten Tauchgang eingelegt haben. Zudem konnten wir aus einer Schule von ca. 15-20 Gemeinen Delfinen sechs Individuen sichten.
Nach unserer Mittagspause begann die zweite Bootsausfahrt des Tages. Wir hatten Glück, denn wir konnten eine Pottwalkuh mit ihrem Kalb sehen und nach einer Weile sind wir dann auf eine große Gruppe von Rundkopfdelfinen gestoßen. Diese sind uns über eine Stunde am Boot gefolgt und immer wieder bis auf wenige Meter an uns herangeschwommen. Man konnte eindrücklich die Narben sehen, die viele der Tiere wie Tattoos auf der Haut tragen. Sie entstehen vor allem bei Kämpfen zwischen Artgenossen.
An der Bootsausfahrt am 12.05. haben wir ziemlich schnell den ersten „Pod“ von Gemeinen Delfinen gesichtet. Verspielt schwammen sie um unser Boot herum und zeigten sich vereinzelt mit Sprüngen aus dem Wasser. Kurze Zeit später sind wir auch noch einer Schule von Rundkopfdelfinen begegnet. Diese waren etwas verhaltener und sind auch schnell wieder untergetaucht.
Leider hatten wir danach nicht mehr so viel Glück und die Tiere waren zu schüchtern, um sich zu zeigen. Wir haben stattdessen eine Spritztour an das andere Ende der Insel gemacht und uns dabei die Küstenlinie angesehen. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir an dem Naturschwimmbad.
Am 13.05. stand ab 08:45 Uhr die letzte unserer insgesamt sechs Bootstouren an. Auf dieser wurde zuerst eine Gruppe von Gemeinen Delfinen gesichtet. Eine Gruppe von insgesamt ungefähr 25 Delfinen ist neben dem Boot hergeschwommen, teilweise mit recht hoher Geschwindigkeit. Einer der Delfine hatte eine Verletzung an der Rückenflosse. Kurz darauf wurde eine kleine Gruppe von Rundkopf-Delfinen gesichtet. Diese Gruppe ist sowohl am Boot entlang als auch in den Wellen geschwommen. Nach einiger Zeit wurde eine weitere Gruppe von Gemeinen Delfinen gesichtet, die wir sogar unter Wasserfilmen konnten.
Unser letzter Tag auf Pico bestand aus einer Inselrundtour in einem Reisebus. Der erste Halt war Saõ Roque. In der Stadt mit dem wichtigsten Güterhafen angekommen, rasteten wir nur kurzzeitig vor dem Industriemuseum Museu da Industria Beleeira und genossen den Blick auf den Hafen. Weiter führte es uns in das Weingebiet Lajido, wo wir viele ehemalige Unterkünfte der Weinarbeiter sehen konnten. Danach gingen wir in das kleine Weinmuseum, in dem wir über einige Aspekte des Weinanbaus der damaligen Zeit aufgeklärt wurden. Weiter fuhren wir mit dem Reisebus ungefähr 15 Minutes bis zu der größten Stadt von Pico: Madalena. Da in dieser Stadt "nur" ca. 2500 Menschen leben, ist sie für eine Hauptstadt sehr klein. Wir besichtigten noch einige Gebäude. Darunter die dort bekannte Kirche Igreja, Madalenas größte Kirche. Dann ging es weiter zur Gruta das Torres. Wir haben über Lavahöhlen gelernt, dass sie dadurch entstehen, dass das Äußere eines fließenden Lavastroms abkühlt und dadurch aushärtet, während das Innere aus der harten "Hülle" hinausfließt. Außerdem hat der Guide uns erklärt, dass die Lavastalaktiten entstehen, wie Schokolade, die man schmilzt. Durch die Hitze der inneren Lava (1500) schmilzt die äußere Schicht leicht an und beginnt zu tropfen. Unter den Lavastalaktiten unterscheiden Wissenschaftler zwischen Haifischzahnstalaktiten, konischen Stalaktiten und Röhrchenstalaktiten (allerdings letzte in der Gruta das Torras nicht vorhanden, da dafür ein weiterer Vulkanausbruch nötig wäre).
Zum letzten gemeinsamen Abendessen haben wir uns dann in unserem Stamm-Fischrestaurant getroffen, in dem der Chef uns ein eigenes, traditionell portugiesisches Buffet organisiert hatte und haben dort den Abend ausklingen lassen. Anschließend waren wir noch kurz am Meer, um Abschied zu nehmen.
Für alle Beteiligten war das ein schöner Abschluss einer tollen Reise!
Am 15.05. ging es dann für uns zurück nach Deutschland, mit vielen Erinnerungen an die schöne Vulkaninsel.
Es war ein unvergessliches Erlebnis und ich bedanke mich bei meinem Sponsor Bitmade für die Unterstützung!